B. H. W. Kinderhäftlinge im KZ Melk

Fotos: Antoni Jaxa-Bykowski mit seiner Familie im Juli 1944, Privatbesitz Familie Kobylanski, Stachowiak & Jaxa-Bykowski; Frank Grunwald mit seiner Mutter Vilma 1935-1938, Privatbesitz Frank Grunwald, USHMM; Fritz Teichthal mit seinem Bruder Wolfgang und seiner Mutter Sophie im Park an der Westbahn in Wien, 1.8.1939, Privatbesitz Judy Cummings; Pavel Taussig in Pressburg 1936, Privatbesitz Pavel Taussig; Pavel Werner mit seinen Eltern Ela und Karel und seiner Schwester Lenka 1942 kurz vor der Deportation, archiv pamětníka über Memory of Nations.

Schwerpunkt 2023 in der Reihe "Beleuchten. Hinsehen. Würdigen."

Das Projekt BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN des Vereins MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk widmete sich 2023  dem Thema Kinderhäftlinge im KZ Melk.

Das Projekt BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN. widmet sich verschiedensten Menschen(gruppen), die in der NS-Zeit verfolgt und/oder ermordet wurde. Dabei wird der Fokus nicht (nur) auf die von den Nationalsozialisten konstruierten Kategorien gelegt, sondern es werden Menschengruppen anhand anderer Gemeinsamkeiten betrachtet. Zentral ist dabei auch die enge Verwobenheit des Gedenkens an die Opfer des NS-Zeit mit dem Herstellen von Gegenwartsbezügen. Im Projekt soll durch die Auswahl einer Gruppe – also das BELEUCHTEN eines Themas – dazu beigetragen werden, bisher wenig Beachtetes sichtbar(er) zur machen. In einem zweiten Schritt, dem bewussten HINSEHEN, setzen sich Mitarbeiter*innen des Vereins MERKwürdig mit diesem Thema gemeinsam mit Kooperationspartner*innen auseinander. So möchten wir im abschließenden Schritt dazu beitragen, verfolgten und ermordeten Menschen der NS-Zeit in einer reflexiven Beschäftigung ihr Menschsein ein Stück weit zurückzugeben und sie zu WÜRDIGEN.

Das Projekt
Der Gedenkverein MERKwürdig - Zeithistorisches Zentrum Melk sieht als seine Primäraufgabe das Erinnern an die Opfer des KZ-Außenlagers Melk und an alle Menschen(gruppen) der Region, die in der NS-Zeit verfolgt oder ermordet wurden. Dabei geht es um ein lebendiges Gedenken an alle Menschen, die in der NS-Zeit aus rassistischen Gründen, wegen ihrer Religion oder Weltsicht, politischen Einstellung, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität, psychischen Erkrankung, Behinderung(en) oder ihres Lebensstils willkürlich vertrieben, verfolgt, gequält und/oder durch direkte oder strukturelle Gewalt ermordet wurden. Der Verein bekennt sich zur Gleichheit aller Menschen mit Berücksichtigung von Vielfalt, womit die Anerkennung und Wertschätzung der Einzigartigkeit jedes Menschen ebenso gemeint sind, wie die Wahrung der Würde, gleichberechtigter Teilhabe und gleicher Rechte für alle Menschen. Mehr zu unserer Positionierung siehe in unserem Mission Statement.

Der Schwerpunkt des Projekts lag 2023 auf dem Thema Kinderhäftlinge im KZ Melk.

Betrachtet man die Gesamtheit der etwa 14.300 Häftlinge des KZ-Außenlagers Melk so sticht besonders eine Gruppe aufgrund ihres Alters hervor – Personen, die bei ihrer Inhaftierung noch unter 15 Jahre alt waren. Sie waren unter denselben Haftkategorien und damit aus denselben Gründen wie erwachsene Häftlinge inhaftiert und waren ebenso ausgegrenzt, der Verfolgung ausgesetzt und den Lebensbedingungen sowie der Gewalt unter der NS-Herrschaft unterworfen.

Sie wurden nicht als eigene Gruppe aufgrund ihres „Kindseins“ verfolgt, doch finden sich unter den Geschichten der Kinderhäftlinge zahlreiche Gemeinsamkeiten, die es wertvoll erscheinen lassen, sie durch eine Nachzeichnung ihrer Lebenswelten als Gruppe zu betrachten und die Fragen zu stellen, wie sie in die NS-Konzentrationslager gelangten, wie sich ihre Erfahrungen gestalteten und inwiefern sie ihre Haftbedingungen von erwachsenen Häftlingen unterschieden.

Diesen Fragestellungen wurden im Rahmen des Projekts anhand der Erforschung individueller Biografien der etwa 120 Kinderhäftlinge im Alter zwischen 9 und 14 Jahren nachgegangen. Der Folder (in Kürze hier zum Download verfügbar) gibt Auskunft über ihre ganz normale Kindheit – bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten – und ihre individuellen Verfolgungsgeschichten, die für die meisten Kinder die Inhaftierung in mehreren Lagern beinhalteten, darunter insbesondere das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, bis sie über das KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Melk überstellt wurden. Anhand von Zitaten aus Erinnerungen der ehemaligen Kinderhäftlinge werden ihre Erfahrungen in diesem Lager nachgezeichnet, die eindeutig zeigen, dass Kinder alleine aufgrund ihres Alters keine anderen Lebensbedingungen als Erwachsene in den NS-Lagern hatten. Schließlich wird auch darauf eingegangen, inwieweit sich die Inhaftierung in ihren frühen, prägenden Kinderjahren auf ihr späteres Leben ausgewirkt hat.

Hier finden Sie die Begleitbroschüre zum Projekt: Broschüre Kinder im KZ Melk

 

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