Neue Gedenktafel für als homosexuell verfolgte Melker KZ-Häftlinge

Alexander Hauer, Melanie Grubner (beide ZHZ) mit Hannes Sulzenbacher und Andreas Brunner (beide QWIEN) vor der neuen Gedenktafel, Foto: ZHZ

Einweihung im Rahmen eines Spezialrundgangs und Gedenkaktes zum Thema "queere Häftlinge im KZ Melk"

Das Projekt BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN des Vereins MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk widmet sich 2024 in Kooperation mit QWIEN – Zentrum für queere Geschichte  dem Thema Queere Häftlinge im KZ Melk.

Im Rahmen des Projekts BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN. des Gedenkvereins MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk, das 2024 mit dem Schwerpunkt Queere Häftlinge im KZ Melk in Kooperation mit QWIEN – Zentrum für queere Geschichte durchgeführt wird, wurde am Samstag, 12. Oktober ein Spezialrundgang zum Thema „Queere Häftlinge im KZ Melk“ durchgeführt. Melanie Grubner, Projektleiterin bei MERKwürdig und Guide bei der KZ-Gedenkstätte Melk, legte dabei den Fokus auf die Häftlinge des KZ Melk, die in der NS-Zeit aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden. In einer partizipativen Weise angelegt, bot der Rundgang den Teilnehmenden die Möglichkeit in Kleingruppen unterschiedliche Aspekte des Themas – und Einzelschicksale in Form von Opfer-Biographien – zu betrachten. Die offizielle Anerkennung der als homosexuell verfolgten Menschen als Opfer der NS-Zeit erfolgte in Österreich erst im Jahr 2005. Der Rundgang thematisierte daher auch die Nachkriegszeit und spannte den Bogen ins Jetzt. Diskutiert wurde unter anderem wie umkämpft das Gedenken für die als homosexuell verfolgten NS-Opfer auch 2024 noch ist.


Anschließend fand in der KZ-Gedenkstätte Melk ein Gedenkakt für die als homosexuell verfolgten Melker KZ-Häftlinge statt, in dessen Rahmen auch eine neue Gedenktafel für die als homosexuell verfolgten Melker Opfer im Gedenkraum der Gedenkstätte präsentiert wurde. Redebeiträge von Alexander Hauer (Obmann des Vereins MERKwürdig) und Hannes Sulzenbacher (Co-Leitung QWIEN - Zentrum für queere Geschichte) und Musik von Johannes Kammerer, Wolfgang Schweiger und Manfred Beigel eröffneten den Gedenkakt. Es folgten Gedenkworte der Leiterin des Projekts „BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN. - Queere Häftlinge im KZ Melk“ Melanie Grubner, die dabei nachzeichnete, wie der Verein dazu kam das Projekt zu initiieren und wie das Projekt aufgebaut ist. Eine 2023 erstmals im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte angebrachte Pride-Fahne wurde mehrmals heruntergerissen oder gestohlen. Diesen Vandalismus zum Anlass nehmend entwickelten die Mitarbeiter*innen von MERKwürdig ein Projekt, dass sich den queeren Opfern im KZ Melk widmet. Grubner legte in ihren Worten den Fokus auf das Würdigen, wozu der Gedenkakt und die Tafel wesentlich sind, um den vor fast 80 Jahren hier gequälten und ermordeten Menschen, die ihnen von den Nationalsozialisten abgesprochene Menschenwürde symbolisch ein Stück weit zurückzugeben. Mit einem Appell, dass es in politisch herausfordernden Zeiten mit symbolischen Akten wie diesen nicht getan sei und es ein waches Hinsehen und Einmischung von uns allen brauche, wenn im Heute die Würde und das Existenzrecht von Menschen angezweifelt werde, schloss Grubner ihre Rede.
Andreas Brunner (Co-Leitung QWIEN – Zentrum für queere Geschichte) brachte im Rahmen des Gedenkakts ein Pride-Fähnchen an der Gedenktafel an. Dieses dient neben der neu angebrachten Gedenktafel als kontinuierlicher Gedenkakt. Es soll die Zerbrechlichkeit und die Umkämpftheit des Erinnerns an queere Häftlinge symbolisieren. Der Verein MERKwürdig wird auch künftig dafür Sorge tragen, dass – sollte es erneut entwendet werden – immer wieder ein Fähnchen nachgehängt wird. Anschließend wurde begleitet von Musik bunte Blumen – die die Vielfalt unter den Opfern und Menschen im Allgemeinen symbolisieren – für die Opfer im Gedenkraum abgelegt. Teilnehmer*innen des Rundgangs verlasen Biographien der Opfer Rudolf Prasse und Fritz Graf, die mit dem „rosa Winkel“, der als homosexuell verfolgte in Konzentrationslagern kennzeichnete, in Melk inhaftiert waren und beide im Winter 1945 dort ermordet wurden.
Abschließend wurden die Teilnehmer*innen aufgefordert gemeinsam mit den Musiker*innen die bekannte Ballade „Imagine“ von John Lennon, die die Vision einer Gesellschaft frei von Religion, Nationalismus und Besitz imaginiert und als Aufruf für Frieden gilt, zu singen. Durch das Füllen des Gedenkraums mit Blumen und Musik fand ein würdiges Gedenken seinen Abschluss.

Den Abschluss des Projekts bildet die Projektpräsentation und Filmvorführung „Große Freiheit“ am 24. Oktober 2024 in der Tischlerei Melk. Tickets für Präsentation und Film (€ 12,-/€ 9,- (ermäßigt unter 26 Jahren) unter: www.tischlereimelk.at. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Zentrale Ergebnisse des Projekts – unter anderem Biographien der als homosexuell verfolgten KZ-Opfer – finden sich in einer Begleitbroschüre.

Mehr zum Projekt BELEUCHTEN. HINSEHEN. WÜRDIGEN finden Sie hier.

Zitate aus dem Gedenkakt finden Sie hier.

Neue Gedenktafel aus gebürstetem Stahl für die als homosexuell verfolgten Melker KZ-Häftlinge. Foto: ZHZ

Von den Teilnehmer*innen des Gedenkaktes in Vase gesteckte Blumen vor der Wand der Namen im Gedenkraum der KZ Gedenkstätte Melk. Foto: ZHZ

Von links nach rechts: Alexander Hauer (Obmann Verein MERKwürdig), Melanie Grubner (Projektleiterin Verein MERKwürdig), Hannes Sulzenbacher und Andreas Brunner (beide Co-Leitung QWIEN – Zentrum für queere Geschichte) vor der neuen Gedenktafel im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte Melk. Foto: ZHZ

Andreas Brunner (Co-Leitung QWIEN – Zentrum für queere Geschichte) bringt eine Pride Flag an der neuen Gedenktafel für als homosexuell verfolgte Melker KZ-Häftlinge an. Foto: ZHZ

Wolfgang Schweiger (links) und Johannes Kammerer (rechts) interpretierten gemeinsam mit Manfred Beigel unter anderem Stücke von Elton John und Lady Gaga für ein würdiges Gedenken.

Über 30 Teilnehmer*innen beim Rundgang mit dem Schwerpunkt „queere Häftlinge im kZ Melk“ am Areal des ehemaligen KZ-Außenlagers Melk. Beim Rundgang wurden auch Audios von Zeitzeug*innen angehört, die von ihren Beobachtungen des Lagers in Melk erzählen. Foto: ZHZ

 

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