Zur KZ-Zwangsarbeit
Die Transporte von Häftlingen aus dem KZ Mauthausen nach Melk wurden nach dem Bedarf der Baufirmen zusammengestellt, welche die Stollenanlage bei Roggendorf errichteten.
Die meisten Häftlinge waren im Schichtbetrieb direkt beim Stollenbau eingesetzt. Die Melker KZ-Häftlinge wurden von der SS-Lagerleitung an die Baufirmen „vermietet“. Jede Firma gab ihren täglichen Bedarf an Arbeitern bekannt und nach diesen Angaben wurden im Lager die Arbeitskolonnen zusammengestellt.
Für jeden Häftlingsfacharbeiter verlangte die SS von den Firmen 6 Reichsmark, für jeden Hilfsarbeiter 4 Reichsmark, die an die Reichskassa überwiesen wurden. Die „Minderleistung“ der Häftlinge im Vergleich zu den zivilen deutschen Arbeitskräften wurde den Firmen rückvergütet. Alles, was die Firmen über den fix vereinbarten „Minderleistungsfaktor“ hinaus aus den Häftlingen herauspressten – die Häftlinge arbeiteten rund um die Uhr im Dreischichtsystem –, war für sie kostenlos.
Ein entscheidender Vorteil des Einsatzes von KZ-Häftlingen lag für die Baufirmen in der Tatsache, dass ohne diese überhaupt kein Umsatz zu erwirtschaften gewesen wäre. Nach dem Krieg sollten die Entgeltzahlungen vielen Firmen als Argumentation bei der Verweigerung von Entschädigungszahlungen dienen. Die Häftlinge seien ohnehin bezahlt worden. Die KZ-Häftlinge wurden bei jeder Witterung per Zug zum täglichen Zwangsarbeitseinsatz von Melk nach Roggendorf transportiert. Sowohl in Melk (etwa auf Höhe des alten Sportplatzes in der Abt-Karl-Straße) als auch in Roggendorf wurden zu diesem Zweck spezielle Verladerampen errichtet. Im Falle verspäteter Züge mussten die Häftlinge oft stundenlang im Freien ausharren.
Der frühere Melker KZ-Häftling Franz Schikora schildert seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit in den Roggendorfer Stollen.