Vortrag: Unerhört? Kontroverse Erinnerungen ukrainischer DPs nach dem Zweiten Weltkrieg. Beleuchtung eines blinden Flecks.
Mittwoch, 23. November – 19 Uhr
Vortrag: Wie erging es KZ-Häftlingen, die nach ihrer Befreiung aus dem Lager Ebensee (viele davon auch aus dem KZ Melk kommend) nicht oder nur schwer in ihre Heimat zurückkehren konnten?
In ihrem Vortrag nimmt Sarah besonders jene ehemaligen KZ-Häftlinge und ihr weiteres Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg in den Fokus, die aus der Ukraine stammten.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 11 Millionen Menschen zu Displaced Persons (DPs). Nach dem Willen der Alliierten sollten DPs schnellstmöglich in ihre Herkunftsländer zurückgeführt – repatriiert – werden. Es gab zunächst kaum Zweifel, dass auch die DPs selbst dies für sich wünschten. Doch es kam anders: Zur Jahreswende 1945/46 harrten noch mehr als 735 000 DPs in Camps vor allem im deutschsprachigen Raum aus. Einige blieben zunächst auch aus gesundheitlichen Gründen, bei anderen gab es Transportschwierigkeiten. Zudem hatte ein erheblicher Teil oft ohnehin spätestens mit Kriegsende aufgrund von Grenzverschiebungen den eigenen Besitz verloren. Viele hatten zusätzlich keinerlei Kontakt zu Angehörigen oder Freund*innen, sofern diese überhaupt noch lebten. Selbst wenn eine Rückkehr möglich war, stellte sich für nicht wenige die Frage, wohin sie eigentlich zurückkehren sollten. Neben Kriegszerstörungen und fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven verunsicherten die politischen Entwicklungen. Viele DPs waren entschieden gegen ein Leben in neuen Grenzen und unter politischer Einflussnahme der Sowjetunion.
Dazu zählten auch Displaced Persons aus der Ukraine. Viele verstanden sich als politische Flüchtlinge und Emigrant*innen. Sie versuchten in den Jahren nach 1945 aus dem Exil heraus, sich für eine unabhängige und freie Ukraine einzusetzen. Die Forschungen zu dieser spezifischen Gruppe der vor allem christlichen, ukrainischen DPs steht zu Österreich noch am Anfang. Der Vortrag versteht sich eher als Impuls zur weiteren Beschäftigung und bietet Anlass zur weiteren Diskussion.
Die Vortragende
Die deutsche Historikerin Sarah Grandke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme/Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof in Hamburg. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Dachau und am NS-Dokumentationszentrum München. Sie studierte Staatswissenschaften-Sozialwissenschaften und Geschichte an der Uni Erfurt und Osteuropastudien an der LMU München. Hinzu kamen Studienaufenthalte an der Universität Łódź und am Center für Urban History in Lviv (Ukraine).
Die deutsche Historikerin Sarah Grandke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme/Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof in Hamburg. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Dachau und am NS-Dokumentationszentrum München. Sie studierte Staatswissenschaften-Sozialwissenschaften und Geschichte an der Uni Erfurt und Osteuropastudien an der LMU München. Hinzu kamen Studienaufenthalte an der Universität Łódź und am Center für Urban History in Lviv (Ukraine).
Anmeldung unter info@melk-memorial.org