Das Lager, das Stift und die Stadt: Perspektiven einer Melker Nachbarschaft
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Di, 25. März 2025, 19 Uhr
Vortragstitel: Das Lager, das Stift und die Stadt: Perspektiven einer Melker Nachbarschaft
Das KZ-Außenlager in der Biragokaserne befand sich nur wenige Gehminuten vom Zentrum Melks entfernt und lag auf einer Anhöhe gut sichtbar am Hügel gegenüber des Benediktinerstifts. Fast 14.400 Häftlinge waren dort inhaftiert, rund 4.900 von ihnen kamen gewaltsam zu Tode. Während des einjährigen Lagerbestehens kam es – obgleich das Lager selbst hermetisch abgeriegelt war – zu zahlreichen Kontakten zwischen KZ, Stadt und Stift. Der Vortrag wird einiger dieser Kontaktzonen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten, darüber hinaus aber auch einen breiteren Fokus auf die Frage richten, welche Rolle die Stadt und das Stift Melk ab 1938 für die NS-Propaganda spielten. Im Zentrum stehen dabei unter anderem folgende Fragen: Wie wurde das Stift Melk zwischen 1938 und 1945 von der NS-Propaganda instrumentalisiert? Wie positionierte sich das Stift nach dem „Anschluss“ zu den neuen Machthabern? Was wussten die Melkerinnen und Melker über das KZ? Inwieweit profitierten regionale Betriebe vom riesigen U-Verlagerungsvorhaben „Projekt Quarz”? Wie nahmen umgekehrt die KZ-Häftlinge das bedeutende historische Gebäude am gegenüberliegenden Hügel wahr? Der Vortrag richtet den Blick außerdem auf die Entwicklung der Nachbarschaft zwischen Lager, Stift und Stadt in den ersten zwei Jahrzehnten der Nachkriegszeit. Im Fokus steht dabei die umkämpfte Geschichte der KZ-Gedenkstätte im ehemaligen Krematorium ab 1945 im Spannungsfeld von Besatzung, Schuldabwehr und Opfermythos.
Eintritt: freiwillige Spenden